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Es brauchte einen Knall, um gehört zu werden

Die Bergbaufirma Rio Tinto zerstörte im Nordwesten Australiens bedeutende Stätten der australischen Aborigines. Die 46000 Jahre alten Höhlen wurden für ein Erzabbauprojekt versehentlich, aber legal zerstört. Das darf und soll so nicht mehr passieren, sind sich alle einig.

«So etwas darf nie wieder geschehen.»

Manchmal ist es schwierig, sich Gehör zu verschaffen. Minderheiten können ein Lied davon singen. Etwa die Ureinwohner Australiens, die Aborigines*. Es wird noch heute darüber debattiert, ob die Kolonialisierung durch die Briten ab 1788 auf einer «Terra nullius» – einem Niemandsland – stattfand. Das, obwohl Australien nachweislich seit über 50000 Jahren von Aborigines bewohnt wurde.

Nur so ist zu erklären, wie es zu einer versehentlichen, doch legalen Sprengung kommen konnte, die 46000 Jahre altes Kulturerbe der Puutu Kunti Kurrama und der Pinikura zerstörte. Es handelt sich um die Höhlen in der Juukan-Schlucht in der Region Pilbara im Nordwesten Australiens. Diese waren nachweislich während der Eiszeit bewohnt. Dank gefundener Artefakte konnte die Verbindung zu den oben beschriebenen Stämmen als direkte Erben hergestellt werden. Der Schmerz über den Verlust der Höhlen ist deshalb in einem viel umfassenderen, historisch-kulturellen Rahmen zu sehen.

Aber – wie konnte die Sprengung legal sein? Die australischen Behörden haben das Recht, Bewilligungen zu erteilen, die auch Kulturerbe in Mitleidenschaft ziehen. Diese Bewilligung wurde dem Bergbauunternehmen Rio Tinto bereits 2013 erteilt. Bei der fraglichen Sprengung für die Erweiterung des Erzabbaus in der Region sollten die Höhlen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Es kam allerdings trotzdem dazu.

Rio Tinto bat um Entschuldigung und unterstrich, dass so etwas nicht mehr geschehen dürfe. Es wurde ein Kulturerbe-Management eingesetzt. Dieses ist verpflichtet, den steten Austausch mit den indigenen Bevölkerungsgruppen zu pflegen und deren Belange bei der Erschliessung neuer und dem Betrieb bestehender Minen zu berücksichtigen. Schwer punkte dieser Arbeit sind:

  • Zum Schutz des kulturellen Erbes und weiterer sozialer Belange der indigenen Bevölkerung verbesserte Rio Tinto seine Unternehmensprozesse sowie das allgemeine Risikomanagement rund um die Erschliessung und den Betrieb von Minen. Die strikte Einhaltung der dazu definierten Grundsätze wird durch eine verbesserte Compliance sichergestellt und durch eine jährliche Berichterstattung offengelegt. Zusätzlich dient die Gründung der «Juukan Gorge Legacy»-Stiftung der finanziellen Unterstützung von sozialen und kulturellen Projekten der Aborigines.
     
  • Damit die Stimmen der lokalen Ureinwohner in den Entscheidungsprozessen um die Erschliessung neuer Minen besser gehört werden, führte Rio Tinto ein neues System des Co-Managements ein.
     
  • Die physische Sanierung der Juukan-Schlucht wurde 2021 abgeschlossen.

Äusserst positiv ist, dass die verbesserten Prozesse auf den gesamten Konzern ausgeweitet werden, damit auch die indigene Bevölkerung etwa in der Mongolei oder in den Vereinigten Staaten davon profitieren kann.

Der eingeschlagene Weg wurde auch durch das Engagement der investierten Firmen angestossen. Die BVK wurde über ihre Partner bei Rio Tinto vorstellig. Insgesamt fanden nahezu 400 Kontaktaufnahmen und 18 Conference Calls seit dem Vorfall in der Juukan-Schlucht im Jahr 2020 statt. Rio Tinto bleibt weiterhin unter Beobachtung der indigenen Bevölkerung und der Investoren. Die erzielten Verbesserungen weisen in die richtige Richtung und zeigen auf, dass sich Engagement lohnt.

* Aboriginal bedeutet übersetzt so viel wie Ureinwohner und ist eine Sammelbezeichnung für die indigene Bevölkerung Australiens. Die Aborigines sind kein einheitliches Volk, es handelt sich um mehrere Völker, Stämme und Clans, die unterschiedliche Bräuche und Sprachen entwickelt haben. Sie leben ausgesprochen naturverbunden und verehren ihre Ahnen in der Natur. Quelle: www.geo.de

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26.11.2024

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