Engagement: Soziales
Fairere Arbeitsbedingungen im Einkaufskorb
Sie sehen ein grosses, oranges M und schon singt es in Ihrem Innern: «dä däm dä dä dä dä dämm». Sie hören «tsch, tsch» und wissen, wer hier die Werbearme nach Ihnen ausstreckt. Ungefähr so geht es der US-amerikanischen Bevölkerung, wenn sie einen gelben, stilisierten Stern auf blauem Grund sieht: Walmart.
Walmart spielt im Vergleich in einer ganz anderen Liga. Während die beiden «Grossen» der Schweiz zusammen rund 190 000 Personen beschäftigen, gilt Walmart mit weltweit über zwei Millionen Angestellten als grösster privater Arbeitgeber der Welt. Und gerade hier liegt auch das grosse Problem. Immer wieder gerät das Unternehmen in Kritik wegen Verletzungen von Arbeitsrechten. Immer wieder wurden Klagen durch Mitarbeitende gegen Walmart angestrengt und das Unternehmen war gezwungen, Entschädigungen zu zahlen. Dazu gehören Nachzahlungen von 100 Millionen US-Dollar wegen falsch berechneter Überzeitbezüge von zehntausenden von Mitarbeitenden in Kalifornien oder Vergleiche in der Höhe von 145 Millionen US-Dollar wegen Diskriminierung im Einstellungsprozess aufgrund von Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft oder Beeinträchtigung in den landesweiten Walmart-Vertriebszentren.
Das wäre doch eigentlich Grund genug, um als Investor die Finger von dieser Firma zu lassen. Insbesondere, da das Unternehmen jahrelang den Dialog mit Investoren weitgehend verweigerte, auf Anfragen nicht reagierte und laufend mit neuen Verstössen in verschiedenen Geschäftsbereichen und Regionen in Verbindung stand. Die BVK blieb stattdessen investiert und trat gemeinsam mit dem SVVK und anderen Investoren in den Dialog mit dem Unternehmen.
Durch diesen intensiven Dialog setzten wichtige Veränderungen doch noch ein. In einem ersten Schritt kam es zu Lohnerhöhungen, zur Einführung von Programmen für die Mitarbeiterentwicklung sowie Verbesserungen im Lieferkettenmanagement. Bei Letzterem nutzt Walmart seinen Einfluss auf Lieferanten zunehmend, um Verbesserungen hinsichtlich der Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten zu bewirken. Das Unternehmen zögerte jedoch lange, Mitarbeiterkennzahlen zur Untermauerung der erzielten Verbesserungen zu veröffentlichen und klare Stellung zur Einhaltung der Menschenrechte zu beziehen.
Im fortschreitenden Dialog führte das Unternehmen 2019 eine Menschenrechtspolitik ein, welche neben der Mitarbeiterschulung und der Einführung eines Beschwerdewesens auch einen detaillierten Überwachungsprozess beinhaltet, um Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden beziehungsweise frühzeitig aufzudecken. Im Sinne einer Unternehmensverantwortung wurden diese Anforderungen auch an die Zulieferbetriebe übertragen. Darüber hinaus legt das Unternehmen nun jährlich detaillierte Informationen über seinen Umgang mit Mitarbeitenden mit entsprechenden Kennzahlen offen, um transparent über seine Fortschritte und Herausforderungen im Bereich der Menschen- und Arbeitsrechte zu informieren.
Auch wenn es nach wie vor zu Rechtsstreitigkeiten kommt, konnte Walmart bedeutende Fortschritte auf dem Weg zu faireren Arbeitsbedingungen erzielen. Walmart ist sensibilisiert für seine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden, und dies über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg, was auch zu geringeren Unternehmensrisiken führt. Der Einsatz hat sich also gelohnt.
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15.01.2024