Engagement: Soziales
Mehr Gerechtigkeit in der Pipeline
Zum Schutz der indigenen Bevölkerung Dakotas wurde eine kanadische Erdölfirma aktiv.
Eine Pipeline, ungefähr so lang wie die Strecke von Zürich nach Santiago de Compostela im Norden Spaniens: Die Rede ist von der Dakota Access Pipeline (DAPL), auch Bakken Pipeline genannt, in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie führt über 1880 Kilometer von North Dakota durch die Bundesstaaten South Dakota und Iowa nach Illinois. Täglich werden 470'000 Fass Öl durch die Röhre gepumpt. Das ist viel Öl. Zum Vergleich: Würde man die Ölfässer auf das Fussballfeld im Letzigrund stellen, würden sie sich bis knapp unters Dach stapeln. Die gegenüberliegende Tribüne wäre durch Fässer verdeckt. Mit dem Öl könnte man auch rund 30 Olympiabecken oder ein Schwimmbecken mit den Massen von 125 Metern Breite, 300 Metern Länge und 2 Metern Tiefe füllen.
Das ist eine grosse Zahl. Eigentlich logisch, dass dem Mammutprojekt Widerstand entgegengebracht wird. Noch logischer wird es, wenn der Bau durch ein Indianerreservat führt und keine adäquate Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde und befürchtet werden muss, dass das Trinkwasser durch Lecks in der Pipeline verschmutzt werden könnte. Zudem könnten auch Grabstätten und heilige Stätten beeinträchtigt werden.
Schon während des Baus wurden Proteste laut. 2017 konnte die Pipeline aber dank der Unterstützung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump den Betrieb aufnehmen. Aber schon 2020 drohte die Stilllegung durch ein US-Bundesgericht. Die Stilllegung konnte abgewendet werden, aber die geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung muss durchgeführt werden.
Miteigentümer vermittelt zwischen Betreibern und Indianern
Eine wichtige Rolle in der Geschichte kommt der Enbridge Energy Partners LP zu, die etwas mehr als ein Viertel an der Pipeline besitzt. Die kanadische Firma kaufte ihre Anteile erst, als die Pipeline zu einem grossen Teil fertiggebaut war. Somit hatte sie keinen Einfluss mehr auf die Linienführung. Sie nahm aber den Dialog mit den klagenden Sioux des Standing-Rock-Reservats auf und vermittelte. Gleichzeitig trafen sie sich mit der Betreiberfirma Energy Transfer, um Fragen der Rechte indigener Völker und die Einbeziehung von Interessengruppen zu besprechen. Ein Anliegen, das der Energiefirma grundsätzlich am Herzen liegt. Sie hat sich in ihren Nachhaltigkeitszielen verpflichtet, dass bis 2025 28 Prozent der Belegschaft aus Repräsentanten verschiedener Abstammung und Ethnien bestehen soll. Das sind über 3300 Vertreterinnen und Vertreter von Minderheiten, die sich so einfach Gehör verschaffen können, da sie automatisch Teil des Ganzen sind.
Die BVK stand via die Partnerorganisationen seit mehreren Jahren im Dialog mit Enbridge und konnte sich so bei der Erstellung der Richtlinien aktiv einbringen. Als Investoren sind wir überzeugt, dass Enbridge über die Einbindung der lokalen Bevölkerung und die Erarbeitung einer Best-Practice-Politik einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, um die Rechte der Ureinwohner im Prozess besser zu berücksichtigen. Die DAPL bleibt weiterhin ein umstrittenes Projekt. Aber mit den angekündigten Massnahmen zur Achtung der Rechte indigener Völker sowie erhöhten Sicherheitsmassnahmen ist der Weg zu nachhaltiger Veränderung offen.
Vielleicht ähnlich nachhaltig wie eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela – auch wenn der Weg weit ist.
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09.05.2022