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Wir verändern durch Engagement

Mit Holcim im Gespräch

Holcim ist der grösste Zementhersteller der Welt. Kein anderes Schweizer Unternehmen hat einen so grossen CO2-Fussabdruck. Im Aktienportfolio der BVK macht Holcim 6 Prozent der gesamten Emissionen aus. Im Gespräch gibt Marcel Metry, Leiter Asset Management der BVK, einen Überblick über das Engagement.

Herr Metry, mit 6 Prozent der Emissionen ist Holcim ein CO2- Schwergewicht im Portfolio der BVK. Warum ist die BVK noch immer investiert?

Als wir 2017 zum ersten Mal den CO2-Fussabdruck unseres Port folios gemessen haben, machte Holcim rund 15 Prozent der Gesamtemissionen unserer Aktienbestände aus. Mit einem Verkauf hätten wir unsere indirekten Emissionen auf einen Schlag deutlich reduzieren können. Ohne grossen Aufwand, aber auch ohne Wirkung: Der Fussabdruck unseres Portfolios hätte sich zwar verbessert, der CO2-Ausstoss wäre davon aber unbeeinflusst geblieben, da einfach ein anderer Investor die Aktien in seinem Portfolio hätte. Die BVK blieb stattdessen investiert und trat in den Dialog mit dem Unternehmen, um die CO2-Exposition besser zu verstehen, die Risiken aus Investorensicht zu unterstreichen und damit wichtige Veränderungsprozesse in Gang zu bringen

Wie kann man sich diesen Dialog vorstellen?

Die internationalen Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels zielen auf eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft. Dies ist für Unternehmen in CO2-intensiven Branchen ein signifikanter Risikofaktor. Als Investorin möchten wir verstehen, wie ein Unternehmen mit diesem Risiko umgeht und inwiefern das eigene Geschäftsmodell an gepasst wird, um die langfristige Werthaltigkeit zu sichern. Mit diesem Ziel sind wir 2018 gemeinsam mit dem SVVK und anderen Investoren in den Dialog mit Holcim getreten. In halbjährlich stattfindenden Gesprächen tauschen wir uns mit dem Unternehmen über diese Themen aus, messen zusammen mit externen Partnern den Fortschritt und adressieren mögliche Verbesserungen aus Investorensicht. Das ist viel aufwendiger und zäher als ein Verkauf, dafür hat es langfristig eine Wirkung.

Was macht Holcim neben den hohen CO2-Emissionen zu einem interessanten Dialogpartner?

Die Zementproduktion ist sehr energieintensiv und macht Schätzungen zufolge rund 8 Prozent des globalen CO2-Ausstosses aus. Zement ist bis heute schwierig zu ersetzen, weshalb die Nachfrage mit der wachsenden Weltbevölkerung und der Entwicklung weiterhin zunehmen wird. Darum ist es bedeutend, dass die Branche CO2-arme Alternativen entwickelt und ressourcenschonender produziert.

Wo steht Holcim auf dem Weg, bis 2050 ein klimaneutrales Unternehmen zu werden?

In den vergangenen Jahren hat Holcim viele wichtige Projekte angestossen, die die CO2-Intensität der Zementherstellung nachhaltig senken sollen. Dazu gehören der teilweise Ersatz des in seiner Herstellung sehr CO2-intensiven Klinkeranteils durch klimaschonendere Komponenten wie Ton, die zunehmende Verwendung von wiederverwerteten Rohstoffen oder ein veränderter Energiemix für die Produktion. Gleichzeitig hat Holcim erkannt, dass ein wachsender Markt für nachhaltigeren Zement entsteht – die veränderten Rahmenbedingungen also auch wirtschaftliche Chancen eröffnen

Reichen diese Massnahmen, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen?

Diese Massnahmen sind ein wichtiger Schritt. Die Herstellung von Zement beinhaltet aber chemische Reaktionen, welche zu hohen Emissionen von Treibhausgasen führen. Diese Emissionen machen in etwa 40 Prozent aus und lassen sich nicht einfach vermeiden. Entsprechend sind neue Technologien zum Auffangen, Speichern oder Wiederverwenden von CO2 zentral für Firmen wie Holcim. In diesen Bereichen sind noch viele Innovationen und Investitionen notwendig, damit das Ziel der Klimaneutralität aufgeht.

Gibt es weitere Hebel auf die CO2- Bilanz des Zementherstellers?

Mit Blick auf die zu erreichenden Klimaziele baut Holcim sein Unternehmen derzeit stark um und nimmt durch Unternehmenszukäufe klimaschonendere Produkte etwa im Bereich Bedachung und Isolierung mit ins Sortiment. Zudem trennt sich Holcim von CO2- intensiven Produktionsstätten. Das reduziert das CO2 in der Bilanz von Holcim, ändert aber natürlich nichts an der globalen CO2-Bilanz.

Das klingt nach viel Aufwand für die BVK.

Eine Engagement-Strategie ist aufwendiger als der Verkauf von Positionen. Wie eingangs erwähnt, resultiert aber eine Wirkung in der Realwirtschaft daraus, auch wenn sich schwer quantifizieren lässt, wie gross unser Anteil dabei effektiv ist. Erfolge lassen sich aber nur im Verbund mit weiteren grossen Investoren erzielen. Aus Effizienzgründen schalten wir uns nur bei wenigen Dialogen so direkt und aktiv ein wie bei Holcim. Daraus resultiert für uns aber ein grosser Mehrwert. Zum einen lernen wir viel über reale Herausforderungen in Bezug auf die Dekarbonisierung. Zum anderen helfen uns diese direkten Dialogerfahrungen, unsere Prozesse effizienter und effektiver zu gestalten.

Schon 2019 berichtete die BVK über ihr Engagement gegenüber Unternehmen des Stahl- und Zementsektors. Im Bericht «Umweltschutz in Zement gegossen» können Sie einen Blick zurückwerfen.

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26.11.2024

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