Engagement: Klima

Mit Vollgas gegen CO2

Der Bauchemiehersteller Sika mit Sitz in Zug gehört zu den Firmen mit einem sehr hohen CO2-Ausstoss. Noch 2021 hatten sie keine klaren Klimaziele definiert. Das hat sich, unter anderem durch den Engagement-Dialog, grundlegend geändert.

Wir schreiben das Jahr 2021 n. Chr. Die ganze Welt spricht über Klimaziele. Die ganze Welt? Nein, zumindest ein Zuger Unternehmen legte damals noch keinen robusten Klimaplan vor.

Grund genug, um mit dem Zuger Bauchemiehersteller Sika in den Dialog zu treten. Immerhin ist der Bausektor für 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Sika, Zulieferunternehmen für die Baubranche, ist in den vergangenen Jahren dank des weltweiten Baubooms stark gewachsen. Experten bemängelten aber die publizierten CO2-Daten und prognostizierten dem Unternehmen aufgrund fehlender CO2-Reduktionspläne ein kritisches Klimaszenario.

Ambitionierte Ziele

Im Verlauf des über zwei Jahre dauernden Dialogs, der vom SVVK* mitangestossen wurde, konnten wichtige Fortschritte erzielt werden. Drei der vier zu Beginn gesetzten Ziele wurden erreicht. Ein Ziel forderte die Erfassung der  Scope-3-Emissionen**, die bei Sika mit 98 Prozent den überwiegenden Teil der Emissionen ausmachen, wovon der Löwenanteil auf die eingekauften Rohstoffe entfällt. Deren Berechnung ist bei einer weit verzweigten Lieferkette mit 18'000 Lieferanten keine triviale Aufgabe, aber die Basis für einen glaubwürdigen Dekarbonisierungsplan. Im November 2022 konnte das Unternehmen die Berechnung abschliessen und sich ambitionierte CO2-Ziele für seine gesamten Emissionen setzen. Es bekannte sich zu Netto-Null bis 2050, und um rasches Handeln zu signalisieren, schaffte es einen finanziellen Anreiz und koppelte die variable Managervergütung an die Senkung der Emissionen. Mit diesen Massnahmen hat Sika das Vertrauen in ihre CO2-Daten stark verbessert und sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt.

Recycliertes Speiseöl

Der schwierigste und wichtigste Teil des Weges liegt jedoch noch bevor und betrifft die Hauptquellen der Emissionen. Die Rohstoffe, Zement und Petrochemikalien, sind äusserst CO2-intensiv. Sika treibt die Suche nach Alternativen voran, zum Beispiel der Einsatz von CO2-ärmerem Zement oder von Chemikalien, die statt aus Erdöl aus pflanzlichen Ölen gewonnen werden, wie zum Beispiel aus altem Speiseöl. Ein weiteres Element ist das Recycling der wertvollen Materialien am Ende ihres Lebenszyklus. Dieser Transformationsprozess ist jedoch noch in seinen Anfängen und erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten und Kunden.

Nachhaltigkeit als Chance

Sika hat das Thema Nachhaltigkeit als Chance erkannt und sieht darin Wachstumspotential. Um Innovationen voranzutreiben und sich sukzessive anzupassen, bewertet das Unternehmen seine bestehende Produktpalette zusätzlich nach zwölf Nachhaltigkeitskriterien. Neu eingeführte Produkte müssen einen positiven Beitrag leisten, zum Beispiel tiefere CO2-Emissionen als ein Vergleichsprodukt. Diese Entwicklung ist zu begrüssen und untermauert den Anspruch des Unternehmens, für seine Kunden ein zentraler Partner auf dem Weg zu Netto-Null zu werden.

 

* Wer ist der SVVK?
Der Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK-ASIR) ist ein Zusammenschluss von institutionellen Anlegern und wurde 2015 gegründet. Der Verein erbringt für seine Mitglieder Dienstleistungen, damit sie ihre Anlagetätigkeit auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ausrichten können. Die BVK ist Gründungsmitglied des SVVK. www.svvk-asir.ch

** Was sind Scope 1 2 3 Emissionen
Scope 1 deckt direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen ab (z.B. Firmenfahrzeuge).
Scope 2 beinhaltet indirekte Emissionen aus der Erzeugung von bezogenem Strom, Dampf, Wärme und Kühlung, die das betreffende Unternehmen verbraucht.
Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen (z.B. gekaufte Waren oder die Verwendung verkaufter Produkte)

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12.04.2024

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