Engagement: Soziales

Schokolade wird süsser

Schokolade ist gut – vor allem auf der Zunge. Bei der Produktion gibt es Nachholbedarf, insbesondere was Kinderarbeit betrifft. Erste Schritte sind getan.

Im Engagement Report 2019 berichteten wir über die bittere Seite der Schokolade. Ghana und die Elfenbeinküste sind für 70 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion zuständig. Durch die grosse Armut in diesen Ländern heisst es oftmals, dass Kinder für die Arbeit eingesetzt werden, um überhaupt ein Existenzminimum einer Familie garantieren zu können. Man geht davon aus, dass jedes zweite Kind (geschätzt 1,5 Millionen Kinder) in den Anbaugebieten im täglichen Arbeitseinsatz ist. Nutzniessende sind letztendlich die Konsumenten, die eine Tafel Schokolade für weniger als 2 Franken kaufen können. Von diesem Preis gehen nach Expertenschätzungen aber nur rund 6 Prozent an den Kakaobauern und dessen Familie. Hochgerechnet auf den Schweizer Konsum von Schokolade zahlt somit der Durchschnitt jährlich nur gerade rund 15 Franken an die Kakaobauern und geniesst dafür über 11 Kilogramm Schokolade.

Lieferkette verfolgen

Produziert wird die Schokolade von einigen grossen Namen wie Barry Callebaut, Lindt & Sprüngli oder Nestlé, die auch auf der Investitionsliste der BVK stehen. Diese Produzenten wussten lange nicht, woher die Kakaobohnen tatsächlich kommen, da diese über Zwischenhändler eingekauft wurden und eine entsprechende Rückverfolgung fehlte. Nur gerade ein Viertel der Kakaobohnen konnte von den Produzenten an den Ursprungsort zurückverfolgt werden. Mittlerweile sind rund 60 Prozent rückverfolgbar und eine hundertprozentige Abdeckung wird angestrebt. Mit dieser Zunahme muss es möglich werden, dass wichtige Verbesserungen – insbesondere in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Entlöhnung – erzielt werden. Auch soll so sichergestellt werden können, dass Kakaobohnen frei von Kinder- oder Sklavenarbeit sind.

Massnahmen ergreifen

Nestlé etwa hat ein innovatives Projekt ins Leben gerufen, bei dem jede Bauernfamilie bis zu 500 Franken zusätzlich erhält, wenn sie nachhaltige Anbaumethoden anwendet, ihre Kinder zur Schule schickt oder ihr Einkommen durch den Anbau anderer Feldfrüchte oder die Aufzucht von Vieh diversifiziert, um weniger von den schwankenden Kakaoeinnahmen abhängig zu sein. Das Programm wurde im Jahr 2020 als Pilot mit 1000 ivorischen Bauern gestartet, 2022 auf 10'000 Bauern ausgeweitet und soll im Jahr 2024 auch in Ghana eingeführt werden. Nestlé hat zudem die Zahlungen zwischen Ehepaaren aufgeteilt. Das Programm stärkt so die Frauen und fördert die Gleichstellung.

Apropos Schule: In der Elfenbeinküste wurde ein grossangelegtes Schulprogramm gestartet, das fünf Millionen Kindern eine Ausbildung ermöglichen soll. Initiiert wurde das Projekt von der Jacobs Stiftung. Zusammen mit der ivorischen Regierung und 16 namhaften Schokoladeproduzenten, unter anderen die oben erwähnten, wird damit ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Programm Schule macht und auch in Ghana oder anderen produzierenden Ländern eingeführt wird.

Diese Massnahmen zeigen den Willen zur Veränderung und zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den kakaoproduzierenden Ländern. Kinderarbeit kann nämlich nur dann beendet werden, wenn die Armut der Bauern an der Wurzel gepackt wird. Da gerade Kakaobauern oftmals einen Lohn hatten, der unter dem Existenzminimum lag, mussten die Kinder beim Lohnverdienen mithelfen. Nun haben sich verschiedene Kakaoproduzenten dazu verpflichtet, existenzsichernde Löhne an ihre Bauern zu entrichten oder unterstützende Programme, wie oben beschrieben, zu finanzieren. Erst wenn alle drei Ziele – keine Kinderarbeit, Zugang zu Schulen und genügend Lohn – in Einklang gebracht werden, können sich die Lebensbedingungen in den kakaoproduzierenden Staaten nachhaltig verbessern.

Diese im Laufe der letzten zehn Jahre eingeführten Massnahmen zeigen deutlich auf, wie sehr sich das Engagement – auch von den Investoren wie der BVK – gelohnt hat. Hoffen wir, dass viele weitere kleine und grosse Schritte auf diesem Weg gegangen werden, damit Schokolade nicht nur auf der Zunge, sondern in der ganzen Produktionskette, begonnen bei den afrikanischen Kakaobauern, an Süsse gewinnt.

Hat Ihnen der Artikel gefallen?

Artikel teilen

15.02.2023

Scroll Top Link