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BP steht nicht für Best Practice

In den vergangenen Jahren wurden Aktionärsanträge bei grossen Konzernen immer beliebter. Nicht selten drehten sich diese um Themen der Klimastrategie, der CO2-Reduktion oder der Führung der Mitarbeitenden. 2024 wehrten sich einzelne Konzerne, wie der amerikanische Erdölkonzern ExxonMobil, mit rechtlichen Mitteln gegen solche Resolutionen (siehe: «Das geht nicht runter wie Öl»). Dies und die veränderte politische Gangart in den Vereinigten Staaten von Amerika führten unter anderem dazu, dass Aktionärsgruppen zunehmend auf Anträge verzichten. So wurde beispielsweise von der Aktionärsgruppe «Follow This» angekündigt, dass sie sich von Aktionärskampagnen gegen Energiekonzerne zurückziehen.

Klimaziele korrigiert – nach unten

Quasi im Gegenzug hat sich auch BP bewegt – und zwar weg von der eingeschlagenen klimafreundlicheren Ausrichtung. Investitionen werden wieder vermehrt für Öl- und Gasprojekte eingesetzt. Im Februar 2025 wurde bekannt, dass diese Neuausrichtung Kürzungen von fünf Milliarden Dollar in grüne Investitionen zur Folge hat. Es waren finanzielle Überlegungen, die BP zur Abkehr von der bisherigen Klimastrategie führten, da die Rendite nicht mit derjenigen der Mitbewerber Schritt halten konnte. Mit zum Umdenken beigetragen haben dürfte der Hedgefonds «Elliott Capital Management (ECM)». Dieser hatte den Anteil am Unternehmen auf über fünf Prozent erhöht. Damit soll BP zu kurzfristiger Rentabilität mit dem ursprünglichen Kerngeschäft Öl und Gas gelenkt werden.

Diese Entwicklung wird von Investoren wie der BVK im Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit und ihre langfristige (statt kurzfristige) Rentabilität kritisch eingeschätzt. Noch vor gut 25 Jahren hat sich BP von «British Petroleum» werbetauglich in «Beyond Petroleum» umbenannt, mit dem Versprechen einer klimafreundlicheren Ausrichtung verknüpft. Letzteres scheint nun definitiv Geschichte zu sein. Aber schon in den Jahren nach der Ankündigung schaffte es BP nicht, den Kurs hin zum klimafreundlichen Unternehmen einzuschlagen. In den letzten Jahren wurden jährlich weniger als zehn Prozent der Investitionen für kohlenstoffarme Energietechnologien eingesetzt. Das ist zu wenig, um die vollmundig angekündigten Ziele zu erreichen.

Lund verliert Land

Aber ganz klein beigeben wollen die Aktionäre, darunter die BVK, nicht. Sie konnten sich zwar, wie eingangs erwähnt, nicht mehr Aktionärsanträgen mit entsprechenden Zielen anschliessen. Ihre Unzufriedenheit mit BPs eingeschlagenem Klimakurs ohne Einbezug der Aktionäre liessen sie bei der Wahl des amtierenden VR-Vorsitzenden einfliessen. Obwohl der VR-Vorsitzende Helge Lund bereits angekündigt hat, seinen Sitz nächstes Jahr zu räumen, wurde gegen ihn gestimmt. Bei der Hauptversammlung 2025 stimmten rund 25 Prozent der Aktionäre gegen Lund, darunter grosse namhafte institutionelle Investoren. Auch die BVK stimmte aufgrund der Abkehr von den bisherigen Klimazielen und entsprechenden Strategieanpassungen gegen Lund.

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09.07.2025

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