Bei Petrobras läuft nichts wie geschmiert
Ein Rückzug von investiertem Geld führt lediglich zu einer Umverteilung der Besitzverhältnisse. Änderungen können nur geschehen, wenn Aktionäre als Miteigentümer zusammenstehen und auf Missstände aufmerksam machen. So wie bei Petrobras.
Petrobras ist ein brasilianisches halbstaatliches Mineralölunternehmen mit Sitz in Rio de Janeiro (Bild). Das Unternehmen betreibt Ölfelder und Raffinerien sowie petrochemische Anlagen und unterhält ein Tankstellennetz in Lateinamerika. Im Oktober 2014 gab eine ehemalige Führungskraft von Petrobras vor einem brasilianischen Bundesgericht zu, dass zwischen 2004 und 2012 ein Kickback-Programm für das Unternehmen bestand. Seitdem wurden ehemalige Führungskräfte von Petrobras wegen ihrer Beteiligung an diesem System verurteilt, und mehrere weitere ehemalige Mitarbeiter wurden bestraft.
200 Angeklagte – 2 Milliarden Dollar Verlust
Es handelt sich um ein Korruptionssystem, bei dem Aufträge für Petrobras von privaten Baukonzernen zu überhöhten Preisen ausgeführt wurden. Die daraus gewonnenen Mehreinnahmen teilten die verdächtigen Unternehmer mit Petrobras-Mitarbeitenden und Politikern, ein Teil floss zudem in Parteikassen. Die brasilianische Bundespolizei leitete eine Untersuchung gegen die Mitarbeitenden und Subunternehmer des Unternehmens sowie gegen brasilianische Politiker ein. Die Ermittlungen erstrecken sich auf rund 500 Personen. Bisher wurden etwa 200 Personen wegen Korruption, Geldwäsche und Kartellbildung angeklagt. Es wird behauptet, dass der Gesamtbetrag der im Skandal umgeleiteten Gelder die Milliardengrenze überschritten habe. Andere Quellen sprechen von einem mutmasslichen Verlust von 2 Milliarden US-Dollar.
Noch nicht abgeschlossen – aber auf gutem Weg
Der Fall wird nach wie vor von der Polizei und der Justiz in mehreren Ländern gründlich untersucht und ist juristisch und politisch noch lange nicht ausgestanden. So wurde Mitte März 2019 bekannt, dass der ehemalige Staatspräsident Brasiliens, Michel Temer, wegen Korruptionsverdacht unter anderem im Zusammenhang mit Petrobras verhaftet wurde. Er ist nicht das erste Staatsoberhaupt, das in die Irrungen und Wirrungen rund um den Ölkonzern verwickelt ist. Luiz Inácio Lula da Silva, Staatsoberhaupt von 2003 bis 2011, ist mittlerweile rechtskräftig verurteilt und sitzt eine 12-jährige Gefängnisstrafe ab. Auch seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff werden Verstrickungen in die Petrobras-Affäre nachgesagt. Rousseff war von 2003 bis 2010 Vorsitzende des Aufsichtsrats von Petrobras.
Petrobras hat mit den Ermittlungsbehörden kooperiert und so die juristische Aufarbeitung erleichtert. Basierend auf dem Dialog mit Investoren hat sich Petrobras aber auch selber reorganisiert, die Compliancefunktionen und Prozesse systematisch gestärkt und einen Code of Ethics entwickelt und eingeführt. Involvierte Mitarbeitende wurden entlassen und neue Mitarbeitende systematisch geschult. Externe Monitore überprüfen die Umsetzung. Petrobras hat zahlreiche Schritte unternommen, um die Korruptionsrisiken proaktiv zu managen und zu reduzieren.
Die BVK ist in Petrobras investiert. Die positiven Signale sind ein Anreiz, dass der Firma das Geld nicht entzogen werden sollte (Devestition). Vielmehr soll durch weiteres Engagement dafür gesorgt werden, dass der Konzern in die richtige Spur zurückfindet.
Warum ist die BVK in Petrobras investiert?
Die BVK investiert aus Risiko- und Kostengründen breit diversifiziert und indexnah. Die Anlageportfolios sind entsprechend nahe an gängige Marktindizes angelehnt, um damit von den globalen Kapitalmarkterträgen profitieren zu können. So investiert die BVK in Aktien von über 6000 Unternehmen weltweit. Das ESG-Screening wird genutzt, um daraus Unternehmen herauszufiltern, welche die normativen Werte der BVK in systematischer und schwerwiegender Weise verletzen.