Ein Tag in Rom

Um das Stimmrecht der BVK beim Mineralöl- und Energiekonzern Eni wahrnehmen zu können, wird ein Advokat aus Mailand beauftragt, der Generalversammlung in Rom beizuwohnen.

«Domani andrò all’Assemblea Generale dell’Eni. Ci vediamo dopodomani», sagte Dario Trevisan am 9. Mai 2018 zum Abschied aus seiner Kanzlei an der Viale Majno in Mailand.

Am 10. Mai muss er rechtzeitig aufstehen, da er um 6.08 Uhr den Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa von Mailand nach Rom erreichen will. Advokat Trevisan hat nur einen Aktenkoffer dabei. Darin sind die wichtigsten Dokumente für den Tag. Die Einladung und der Zugangsausweis zur Generalversammlung von Eni in Rom sowie die Abstimmungsanweisungen seiner Mandanten.

Registriert und bereit
Die Zugfahrt und der Transfer an die Piazzale Enrico Mattei 1 in Rom (Bild) erfolgen reibungslos. Trevisan passiert die Eingangskontrolle, erledigt die Registrierung der vertretenen Aktien und geht in den Raum der Generalversammlung von Eni. Auf seinem Abstimmungsgerät wurden die 367’618 Aktien der BVK aus Zürich registriert. Zuvor schon wurde er bevollmächtigt unter anderem die Aktionärsrechte der Zürcher Pensionskasse wahrzunehmen, und er hat diese Bevollmächtigung auch vor der Generalversammlung bei Eni bekannt gemacht und sich registrieren lassen.

Um 10.04 Uhr begrüsst Emma Marcegaglia, die Verwaltungsratspräsidentin des umsatzstärksten italienischen Unternehmens, die Anwesenden. Es sollte eine lange Generalversammlung werden, da bereits zu Beginn der Sitzung ein Kleinaktionär mit zwei Aktien (ca. 16 EUR/Stück) verlangt, dass eine andere Person das Protokoll schreiben müsse. Für Dario Trevisan, der an diesem Tag 35 Aktionäre vertritt, trotzdem «business as usual». Insgesamt sind an der Generalversammlung ziemlich genau zwei Drittel des Aktienkapitals vertreten.

Integrität hinterfragt
Einen kleinen Aufreger gibt es dann doch noch für Dario Trevisan. Vom Aktionär Gerardino Garrì, der noch drei weitere Aktionäre vertritt, wird die Unabhängigkeit des Mailänder Advokaten infrage gestellt und er möchte wissen, ob Signore Trevisan noch weitere Bevollmächtigungen habe, die im Vorprotokoll nicht erfasst worden seien. Marcegaglia bestätigt in der Beantwortung, dass Rechtsanwalt Dario Trevisan 35 Bevollmächtigungen hat und keine weiteren Mandate besitzt. Zudem fordert sie Trevisan direkt auf, dies zu bestätigen. Er nickt, verzichtet aber auf eine Wortmeldung.

Bei den Abstimmungen stimmt er für die Aktien der BVK bei drei der vier Geschäfte zu. Bei Geschäft Nummer 3, dem «Vergütungsbericht», hat er aus Zürich den Auftrag erhalten gegen den Verwaltungsrat zu stimmen. Die BVK stimmt seit Jahren gegen extensive Managerlöhne. Die Vergütung von über 5 Millionen Euro des CEO stuft sie als solche ein, da sie im Industrievergleich deutlich über dem Durchschnitt liegt.

Die GV ist um 18.40 Uhr beendet und Dario Trevisan kann den Heimweg nach Mailand antreten. Sein Auftrag ist im Sinne der BVK – und der anderen Mandaten – erfüllt.

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