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Shell hört auf Aktionäre

Royal Dutch Shell verpflichtet sich, mehr für die Umwelt zu tun. Ganz aus eigenem Antrieb kam das nicht zustande. Die Aktionäre verstärken den Druck.

Lohnt es sich, an Aktionärsversammlungen teilzunehmen? Kann man bei globalen Konzernen überhaupt etwas bewegen? Ist das nicht alles zwar gut gemeint, aber letztendlich ineffektiv? Das Beispiel von Royal Dutch Shell zeigt, dass Aktionäre sehr wohl etwas bewegen können.

Anlässlich der Generalversammlung von Royal Dutch Shell am 22. Mai 2018 in Den Haag waren 19 Geschäfte traktandiert. Im Fokus standen primär zwei Traktanden: Zum einen wurde aus den Reihen der Aktionäre anlässlich der GV der Antrag gestellt, dass sich Shell in der Klimapolitik noch stärker einsetzen muss und eine Führungsrolle übernimmt. Zum anderen wurde der Vergütungsreport mit «nur» 74,8 Prozent Ja-Stimmen angenommen. 

Achtungserfolg für Aktionäre
Der Antrag der Aktionäre hatte mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 5,5 Prozent zwar keine Chance, darf aber in einem Umfeld, wo der Ja-Stimmen-Anteil bei bis zu 99,8 Prozent liegt, als Achtungserfolg gewertet werden. Im Begleittext zur Generalversammlung begründen die Aktionäre ihren Antrag wie folgt: «Die Aktionäre unterstützen Shell bei der Übernahme der Führungsrolle beim Übergang zu einem emissionsfreien Energiesystem. Daher fordern die Aktionäre von Shell, Ziele festzulegen und zu veröffentlichen, die mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens übereinstimmen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen.» Shell hatte von diesem Ansinnen natürlich Kenntnis und hat bereits im Dezember Ziele vorgestellt, wie sie den CO2-Fussabdruck verringern will. Bis dahin hatte der CEO von Shell, Ben van Beurden, langfristige, verbindliche Ziele für eine CO2-Reduktion als «tollkühn» abgelehnt. Nun wurde doch als Ziel festgelegt, den CO2-Ausstoss bis 2050 zu halbieren.

Dabei ging der Ölkonzern weiter als viele andere. So sind in der angestrebten Reduktion nicht nur die Treibhausgase aus der eigenen Produktion, sondern auch diejenigen der Endnutzer, die die Produkte verbrennen, eingeschlossen.

Managerlöhne hinterfragt
Van Beurden betonte an der Generalversammlung, dass die Firma damit eine führende Rolle übernehme und ein sehr ambitioniertes Ziel verfolge. Trotzdem musste er zu vielen Fragen betreffend CO2-Emissionen Stellung nehmen. Ungefähr die Hälfte aller Fragen drehte sich um dieses Thema. Und aus dem gleichen Grund kam dann das schlechte Ergebnis beim Vergütungsreport zustande. Die Aktionäre setzen so ein Zeichen, dass auch die globalen Konzerne nicht einfach schalten und walten können, wie sie wollen. Auch die BVK hat ihr Aktionärsrecht bei Shell wahrgenommen. Der Vergütungsreport wurde abgelehnt und vier Direktoren wurde die Wiederwahl verweigert.

Im Gesamtbild zeigt sich, dass nach und nach ein Umdenken stattfindet. Aktionäre nehmen immer häufiger ihre Stimmrechte wahr und können so auch grosse Konzerne zum Umdenken bewegen. Auch wenn die BVK nur einen verschwindend kleinen Anteil an Shell besitzt, zeigt doch das Stimmrechtsverhalten (das im Übrigen auf der BVK-Website eingesehen werden kann) Wirkung. Kommt beispielsweise der Vergütungsrapport weiter unter Druck, kann sich das Direktorium nicht mehr aus der Verantwortung stehlen. In diesem Sinne kann die eingangs gestellte Frage: «Lohnt es sich, an Aktionärsversammlungen teilzunehmen?», mit Ja beantwortet werden.

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