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Unternehmensdialog

Aktionäre fordern zum Tanz auf

Bei verschiedenen Generalversammlungen im Jahr 2024 kam es zu einer ganzen Reihe von Anträgen aus Aktionärskreisen. Konzerne waren damit aufgefordert, sich intensiver mit Themen unternehmerischer Verantwortung auseinanderzusetzen

Lange Zeit waren Generalversammlungen ein Schaulaufen der Konzernchefs. Sie erklärten, was sie geleistet haben, und erhielten die Absolution der Aktionärinnen und Aktionäre.

Dem ist nicht mehr so. Aktionäre vereinen sich vermehrt und lancieren Vorstösse, die einen direkten Einfluss auf die Geschäftsführung haben könnten. Noch haben solche Shareholder Resolutions wenig Chance auf Annahme, nahmen über die letzten Jahre jedoch zu. Das heisst, dass Konzerne von Eigentümerinnen und Eigentümern an ihre unternehmerische Verantwortung erinnert werden. Zwei Wege werden von der BVK aktiv verfolgt: Wir sind mit unseren Partnerinnen und Partnern im direkten Gespräch mit verschiedenen Konzernen. Zur Sicherstelllung der langfristigen Werthaltigkeit eines Unternehmens gehört auch der Einbezug von ESG*-Risiken. Auf der anderen Seite nehmen wir aktiv unser Stimmrecht an Generalversammlungen wahr. Wichtig ist die Anmerkung, dass wir nicht per se alle Anträge unterstützen, sondern diese differenziert beurteilen und dann unsere Stimme abgeben. Im vergangenen Jahr nahm die BVK an 697 Generalversammlungen teil, an denen insgesamt 646 Aktionärsanträge behandelt wurden. Bei der Beurteilung der Anträge nutzt die BVK die Expertise eines spezialisierten Beraters und stellt dabei die Wahrung des langfristigen Interesses der BVK-Versicherten sowie die Förderung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung in den Mittelpunkt.

Nestlé soll gesünder werden
Der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé war 2024 unter anderem mit der Forderung konfrontiert, transparenter über den Umsatzanteil gesunder und ungesunder Produkte (basierend auf ihrem Nährstoffgehalt) zu berichten und den Anteil gesunder Lebensmittel über die Formulierung eines entsprechenden Ziels sukzessive zu erhöhen. Die BVK stützte dieses Aktionärsanliegen nach sorgfältiger Prüfung nicht. Die Forderung nach einem Ziel zum Ausbau eines gesünderen Produktsortiments war aus ihrer Sicht ein zu starker Eingriff in den originären Verantwortungsbereich der Unternehmensführung, welcher als Teil der Unternehmensstrategie auch für das Produktsortiment verantwortlich ist.

Amazon soll fairer werden
Bei anderen Konzernen wurde den Aktionärsanträgen zugestimmt. Etwa war Amazon gleich mit 14 Anträgen konfrontiert, die grossmehrheitlich Unterstützung durch die BVK fanden. Unter anderem wurde vom Unternehmen eine bessere Berichterstattung über faire Vergütung und Diskriminierungsfreiheit gefordert. Im Bereich der Arbeitsrechte soll beispielsweise eine unabhängige Prüfung der Arbeitsbedingungen für Lagerarbeiter oder die Einhaltung des Rechts auf Versammlung und Kollektivverhandlung, wie in den globalen Menschenrechtsgrundsätzen dargelegt, von Amazon überprüft werden. Andere Anträge befassten sich mit den Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt. Sie verlangten etwa die Verringerung der Kunststoffverwendung oder die Offenlegung der indirekten Treibhausgasemissionen. Weiter sollten die Mitglieder des Verwaltungsrats ihre politischen und gemeinnützigen Spenden offenlegen. Amazon wurde demnach mit Anträgen aus allen drei ESG*-Bereichen konfrontiert.

Home Depot soll offener werden
Aktionärsanträge gingen auch beim Einrichtungsunternehmen Home Depot ein. Das Unternehmen sollte eine Analyse seiner Umweltwirkung und -abhängigkeiten durchführen und offenlegen, um seine gesteckte Biodiversitätsstrategie zu untermauern.

Hershey soll lohngerechter werden
Das Thema existenzsichernder Löhne bei Kakaobauern schaffte es auf die Abstimmungsagenda beim amerikanischen Schokoladenkonzern Hershey wo Aktionäre eine neutrale Beurteilung der Differenz zwischen dem gezahlten und dem existenzsichernden Lohn der Kakaobauern innerhalb der Lieferkette des Unternehmens forderten. Eine Forderung, die im Einklang zu früheren Engagements steht. (Lesen Sie mehr dazu in den Artikeln: «Die bittere Seite von Schokolade» und «Schokolade wird süsser».)

Die Beispiele zeigen, dass Aktionäre bei den investierten Firmen zunehmend um ökologische, soziale und Menschenrechtsfragen besorgt sind und diese in ihre Risikoüberlegungen integrieren. Die Wirkung bleibt nicht aus, wie das aggressive Vorgehen des Exxon-Verwaltungsrats zeigt.

* Die Abkürzung ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung), die drei übergreifenden Aspekte der Nachhaltigkeit. ESG ist heute ein Synonym für «Nachhaltigkeit».

 

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22.05.2025

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